Der Filmclub Kafkas Welten zeigt ein herausragendes Beispiel der Kafka-Rezeption. Zurecht wurde Terry Gilliams BRAZIL vielfach mit dem Attribut „kafkaesk“ versehen: Der Büroangestellte Sam Lowry erinnert an Josef K. in Der Proceß, der in die Mühlen der übermächtigen Bürokratie gerät. Um seinem tristen Alltag zu entkommen, verwandelt er sich in seinen Tagträumen in einen geflügelten Helden. Als er auf eine junge Frau trifft, die dem hilflosen Opfer aus seiner Einbildung verblüffend ähnelt, will er sie unbedingt retten: Auf der Suche nach ihr gerät Lowry in die Fänge des allwissenden „Ministry of Information“.
Mühelos „von umwerfender Komik und politischer Satire zu träumerischer Romantik und dystopischer Science Fiction“ (The Criterion Collection) gleitend, schafft es Gilliam ein anspielungsreiches Filmspektakel zu entwerfen: Unübersehbar nimmt er einerseits „auf den bürokratisch organisierten Massenmord des deutschen Faschismus“ Bezug und formuliert andererseits die „Parodie eines medialen Totalitarismus“, der in den 1980er-Jahren seinen Anfang nimmt (Susanne Marschall).